Tromsø – Jagd auf Sonnenfinsternis und Nord-Licht

 

Nordnorwegens größte Stadt ist eine lebendige Metropole mit viel Geschichte und reichhaltigem Kulturangebot – umgeben von Fjorden, Bergen und Inseln. Unsere Hauptziele sind jedoch die 95%ige Sonnenfinsternis am 20.03.2015 und das Nordlicht.

 
 

Mittwoch, 18.03.2015: Wir nehmen den Kielius um 8:15 Uhr und sind aufgrund eines Staus etwas später am Flughafen als geplant. Gepäck-Abgabe und Sicherheitskontrolle klappen relativ schnell und problemlos. Da unser Flieger mit Verspätung ankommt, können wir auch nicht pünktlich starten. In Oslo haben wir die verlorene Zeit dann aber fast wieder eingeholt. Wir müssen unsere Koffer einsammeln, durch den Zoll und noch einmal komplett neu einchecken – was für ein Umstand. Das alles wohl nur, weil Norwegen nicht Teil der Europäischen Union ist. Der zweistündige Flug nach Tromsø bietet uns herrliche Ausblicke auf die verschneite norwegische Landschaft. Wir sind 20 Minuten früher als geplant am Ziel und übernehmen unseren VW Golf mit Spike-Reifen. Wir finden in der Nähe des Thon Hotels einen Parkplatz und beziehen unser kleines aber sehr ordentlichen Zimmer. Im Restaurant Egon, direkt gegenüber vom Hotel essen wir sehr lecker zu Abend, kaufen in einem Supermarkt ein paar Sachen ein und unternehmen einen ersten Bummel durch die Stadt. Von Nordlicht ist heute keine Spur, so dass wir es uns im Zimmer gemütlich machen. Vor dem Schlafen gehen werfen wir noch einen prüfenden Blick gen Himmel.

Donnerstag, 19.03.2015: Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet starten wir mit einem Spaziergang durch die Stadt. In der Tourist Information beschaffen wir uns Informationsmaterial und fahren dann über die Tromsøbrua zur Eismeerkathedrale. Form und Farben der elfgiebeligen Kirche sollen die dunkle Jahreszeit und das Nordlicht symbolisieren. Europas größtes Glasgemälde nimmt die gesamte Ostwand ein und stellt auf einer Fläche von 140 m²die „Wiederkehr Christi“ dar. Leider öffnet die Kirche im Winter erst um 14:00 Uhr. Wir verlassen Tromsø und machen uns auf den Weg zur Insel Kvaløy, die über Brücken mit dem Festaland verbunden ist. Der anfängliche Regen geht in Schnee über aber es hört auch wieder auf und wir werden mit herrlichen Ausblicken auf die Fjordlandschaft belohnt. In Sandneshamn machen wir einen längeren Fotostopp und auch vor der einspurigen Brücke zur Insel Sommarøy gibt es eine weitere Pause. Die Straße endet schließlich auf der kleinen Insel Hillesøy, die über eine weitere Brücke zu erreichen ist. Es klart auf und wir genießen die herrliche Aussicht auf die frisch verschneite Landschaft. Im Kro von Sommarøy stärken wir uns mit einem Kakao und einer Waffel mit Karamellkäse. Entlang der Südküste von Kvaløy fahren wir zurück nach Tromsø. Wir sehen uns die Eismeerkathedrale jetzt auch von Innen an und fahren für eine kleine Pause zurück ins Hotel. Im Restaurant Egon schlemmen wir am Pizza Buffet und machen uns nach dem Sonnenuntergang noch einmal auf den Weg. Es schneit wieder und so machen wir uns wenig Hoffnung machen, heute noch Nordlichter zu erleben. Außerhalb der Stadt wird das Schneetreiben so dicht, dass wir kaum noch die Straße erkennen können. Wir brechen ab und fahren zum Hotel zurück. Zu Fuß gehen noch einmal los und machen an der Domkirche, am Hafen und in der autofreien Storgata ein paar Aufnahmen. In der Hoffnung auf besseres Wetter und freien Blick auf die Sonnenfinsternis machen wir es uns auf dem Zimmer gemütlich.

Freitag, 20.03.2015: Wir stehen extra zeitig auf, um die Sonnenfinsternis ja nicht zu verpassen. Ein Blick aus dem Fenster des Hotelzimmers  lässt uns hoffen, es ist nur ganz leicht bewölkt. Um 8:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Hafen und finden hinter der Touristeninformation einen Platz mit freiem Blick. Als um kurz nach 9:00 Uhr nichts passiert fängt es bei uns an zu dämmern, dass die angegeben Zeiten im Internet in UTC angegeben sind, wir also eine Stunde zu früh unterwegs sind. Eine Dame aus der Touristeninformation fragt nach unseren Namen und macht ein Foto für die Facebookseite. Auch als es schließlich losgeht, bleibt uns das Wetter gewogen. Bis auf ein paar durchziehende Wolken haben wir immer einen freien Blick auf die Sonne. Zum Glück habe ich noch die Folie von der SoFi 1999, so dass ich mit meinem 600 mm Objektiv das Spektakel auf den Speicherchip bannen kann. Immer wieder kommen auch die kurz vor der Reise beschafften Schutzbrillen zum direkten Beobachten zum Einsatz. Nachdem das Maximum von etwa 95% überschritten ist, beenden wir nach fast drei Stunden ziemlich durchgefroren unsere Fotosession. Ein Stück Kuchen und ein doppelter Espresso auf dem Zimmer bringen die Lebensgeister zurück. Nach einer kurzen Pause machen wir uns wieder auf den Weg und fahren mit dem Auto noch einmal zur Insel Kvaløy. Diesmal ist der Norden mit den kleinen Orten Grøtfjord und Tromvik unser Ziel. Bei schönen Lichtstimmungen genießen wir die herrliche Landschaft am Kald- und Vengsøyfjorden. Nachdem wir einen Bergrücken überquert haben, liegt Grøtfjord in einer malerischen Bucht mit schönem Sandstrand vor uns. In Tromvik, wo die Straße endet, gehen wir an den kleinen Hafen. Hier fängt es wieder an zu schneien und die Rückfahrt auf den engen Straßen wird dadurch nicht einfacher. Nach einer kurzen Pause auf dem Zimmer gehen wir wieder los. Ich probiere in einem Norrøna Shop ein paar Outdoor-Hosen an, die aber alle zu kurz sind. Bei Egon genießen wir heute leckere Spareribs und ziehen uns zum Verdauen auf unser Zimmer zurück. Als es dunkel ist, machen wir uns ein weiteres Mal auf den Weg. Einer Empfehlung in unserem Northern Lights Buch folgend, fahren wir nach Langnes, eine kleine Halbinsel am Flughafen, die einen guten Überblick bietet. Bis auf ein leichtes Glimmen am Horizont, von dem wir nicht wissen, ob es künstlichen oder natürlichen Ursprungs ist, passiert leider nichts. Gut eine Stunde beobachten wir den Himmel und fahren dann zum Hotel zurück. Noch geben wir die Hoffnung nicht auf auch noch Nordlichter zu Gesicht zu bekommen, die Jagd geht weiter.

Samstag, 21.03.2015: Der Tag begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Wir wollen das herrliche Wetter nutzen und eine große Runde durch das arktische Winter-Wunderland nutzen. Auf der E8 fahren wir südwärts und haben gleich am Stadtrand von Tromsø einen herrlichen Panoramablick über den Balsfjorden. In Fagernes biegen wir auf die Straße 91 ab, der wir bis Breivikeidet folgen. Hier müssen wir auf die Fähre nach Svensby warten und nutzen die Zeit für einen Blick über den von schneebedeckten Bergen eingefassten Ullsfjorden. Auch während der zwanzigminütigen Überfahrt machen wir weitere Fotos. Die #91 bringt uns nach Lyngseidet, wo schon eine weitere Fähre auf uns wartet. In 40 Minuten überqueren wir den Lyngen, machen an Bord eine Mittagspause und genießen den herrlichen Ausblick. In Olderdalen treffen wir auf die E6, die hier als Nordlichtstraße ausgeschildert ist. Die Straße verläuft sehr schön am Ostufer des Fjords und bietet immer wieder herrliche Ausblicke. Eigentlich wollen wir in Skibotn eine längere Pause machen und etwas essen – leider gibt es dazu aber keine Möglichkeit. So bleibt uns nur ein kurzer Stopp am Hafen, ehe wir unsere Fahrt fortsetzen. Dichte Wolken überziehen jetzt die Landschaft und es fängt leicht an zu schneien. In Oteren verlassen wir den Lyngen und erreichen bei Nordkjosbotn wieder die E8, die uns zurück nach Tromsø führt. Gut sieben Stunden nach dem Start sind wir wieder im Hotel und gehen nach einer kurzen Verschnaufpause zum Essen. In der Pastafabrikken stärken wir uns mit Nudeln und sind genau rechtzeitig am Hafen um die Finnmarken der Hurtigruten beim Auslaufen zu beobachten. Etwas erschöpft machen wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich. Wir prüfen noch zweimal die Wetterlage, da es aber komplett bedeckt bleibt, verzichten wir auf eine weitere „Nordlicht-Jagd“ und sehen uns über die Mediathek auf dem iPad die NDR-Talkshow vom Freitag an.

Sonntag, 22.03.2015: Nach der langen Tour von gestern lassen wir es ruhiger angehen und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Erlebniszentrum Polaria. Das Gebäude ist in der Form aufgeschichteter Eisschollen erbaut und steht direkt am Ufer des Tromsøysundet. Wir beginnen unseren Besuch im Panoramakino mit einem kurzen Film über Spitzbergen. Auf dem anschließenden Rundgang durch die „Polarwelt“ erfahren wir etwas über die arktische Fauna und können diese in einigen Aquarien auch live bewundern. Ein weiterer Film hat die Nordlichter (Aurora Borealis) zum Thema, ist auch sehr gut gemacht nur leider etwas kurz. Wir haben vielleicht etwas zu viel erwartet, sind von Polaria aber enttäuscht. Auf dem Rückweg können wir noch den kleinen Kreuzfahrer Black Watch beim Einlaufen beobachten. Nach einer kurzen Pause im Hotel machen wir uns auf den Weg nach Oldervik. Bevor wir Tromsø verlassen, sehen wir uns mit der Telegrafbukta und dem Prestvannet noch zwei innerstädtische Beobachtungsplätze für Nordlichter an. Anschließend fahren wir über die Tromsøbrua, folgen dem östlichen Ufer des Tromsøysundet, der in den Grøtsundet übergeht, nordwärts. In Snarby verlässt die Straße die Küste führt uns in das Oldervikdalen, ein schönes, von hohen Bergen eingerahmter Hochtal. Hier gibt es an der Straße einen großen Parkplatz, der jetzt von Skiwanderern genutzt wird, der aber auch ein guter Platz für Nordlicht-Jäger sein soll. In Oldervik, einem kleinen Fischerdorf am Ullsfjorden, lassen wir das Auto stehe und machen uns zu Fuß auf den Weg. Leider ist das schöne Panorama von tief hängenden Wolken getrübt und es fängt auch wieder an zu schneien. Auf dem Rückweg wird das Schneetreiben immer dichter und wir nutzen den Tunnel unter dem Tromsøysundet als Abkürzung. Nach einer Ruhepause im Hotel gehen wir heute wieder in unser Stammrestaurant Egon zum Abendessen. Als es vermeintlich etwas aufklart machen wir uns noch einmal auf den Weg. Als wir das Hotel verlassen, schneit es jedoch schon wieder. Wir fahren zur Telegrafbukta und warten ab. Nachdem das Schneetreiben eine kurze Pause eingelegt hat, beginnt es schlimmer als zuvor und wir brechen den Versuch ab. Über iPad und Mediathek sehen wir uns einen Film an, ehe wir schlafen gehen.

Montag, 23.03.2015: Der Tag begrüßt uns trübe und mit weiterem Schneefall. Dabei hat es angefangen zu tauen und die Straßen und Wege sind entsprechend matschig. Geli möchte dennoch eine Tour mit dem Auto unternehmen. Da weder die uns umgebende Landschaft noch die Straße, aufgrund des Schneetreibens zu erkennen sind, kehren wir nach einer halben Stunde um. Der Besuch des Nordlichtplanetariums auf dem Universitätsgelände scheitert daran, dass wir keinen Parkplatz für unser Auto finden. So fahren wir zum Hotel zurück und machen uns zu Fuß auf den Weg. Wir besuchen die kleine Glasbläserei Blåst und bummeln durch das Einkaufszentrum Nerstranda. Über den Hafen werfen wir einen Blick auf die Eismeerkathedrale und gehen dann zum Hotel zurück. Wir lesen und halten ein kurzes Mittagsschläfchen. Da sich das Wetter heute nicht bessert, finden wir keine lohnenden Ziele und beschäftigen uns mit einem per Mail eingegangenen Vertragsentwurf für unsere zukünftige Eigentumswohnung. Ein so fauler Tag ist nicht nach unserem Geschmack. Am späten Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang und essen anschließend bei Egon zu Abend. Es klart tatsächlich noch auf und wir begeben uns ein weiteres Mal auf die Licht-Jagd. Wir fahren zunächst wieder zur Telegrafbukta, wechseln dann aber noch nach Langnes. Gegen 22:00 Uhr geht es plötzlich los – Aurora Borealis gibt sich die Ehre. Eine ganze Stunde lang filmen und fotografieren wir völlig begeistert dieses beeindruckende Lichtschauspiel. So findet der trübe und langweilige Tag doch noch einen unerwartet schönen Abschluss.

Dienstag, 24.03.2015: Unser vorerst letzter Tag im polaren Norden hat blauen Himmel und Sonnenschein für uns parat. So nehmen wir uns heute die Tour vor, die wir gestern abgebrochen haben. Erste Station ist noch einmal Langnes, wo wir die Fischerhütten und zwei Jurten vor der eindrucksvollen Kulisse auf die Speicherkarten bannen. Unser eigentliches Ziel ist jedoch die Halbinsel von Malangen, die von dem Meeresarm Malangen und dem Balsfjorden eingefasst wird. Durch einen Tunnel unterhalb des Straumsfjorden erreichen wir die Nordspitze der Halbinsel und umfahren sie im Uhrzeigersinn auf landschaftlich sehr schöner Strecke. Leider gibt es aufgrund der aufgeschobenen Schneemassen keine Möglichkeit anzuhalten. In Malangseidet finden wir schließlich einen Parkplatz, spazieren durch den Ort und genießen die herrliche Aussicht über den Balsfjorden. Von hier aus überqueren wir die Halbinsel und erreichen nördlich von Mestervik den Meeresarm Malangen. In Nordbyneset fahren wir zu einem kleinen Leuchtturm hinunter an den Fjord und genießen auch hier das eindrucksvolle Panorama. Einen weiteren Stopp machen wir am Malangen Ressort, wo das Hotel und sehr schöne Ferienhäuser direkt am Ufer des Malangen stehen. Am Straumsfjorden fotografieren wir ein vorbeifahrendes Hurtigruten-Schiff und fahren dann zurück nach Tromsø. Die Seilbahn Fjellheisen bringt uns auf den 418 m hohen Storsteinen, die Hausberg der Stadt. Bevor wir zum Hotel fahren, tanken wir den Wagen noch einmal voll. Nach einer Verschnaufpause gehen wir ein letztes Mal zu Egon. Auch an unserem letzten Abend wollen wir noch einmal unser Glück mit dem Nordlicht versuchen und fahren erneut nach Langnes. Als der Himmel immer mehr zuzieht, brechen wir die Jagd nach einer Stunde ab. Im Hotel packen wir unsere Sachen und gehen zeitig schlafen.

Mittwoch, 25.03.2015: Um 4:00 Uhr beendet der Wecker die viel zu kurze Nacht. Etwa eine Stunde später checken wir uns und nehmen unser „Frühstückspaket“ in Empfang. Im dichten Schneetreiben machen wir uns auf den Weg zum Flughafen und stellen unseren Golf nach 894,1 km wieder auf dem Parkplatz von Europcar ab. Es klappt mit Plätzen am Notausgang und das Gepäck geht durch bis Hamburg. Wir essen unser Sandwich und trinken den Rest Mineralwasser bevor wir durch die Sicherheitskontrolle gehen. Das Flugzeug muss erst noch enteist werden und so kommen wir etwas verspätet los. In Oslo bleibt genug Zeit zum Umsteigen, zumal wir heute auch nicht noch einmal durch die Sicherheitskontrollen müssen. Wir trinken noch einen Kaffee und essen eine Zimtschnecke, ehe es weitere geht. Wir sind fast pünktlich und Hamburg und bekommen unser Gepäck so schnell, dass wir noch den Kielius um 12:15 Uhr erwischen. Kurz nach 14:00 Uhr sind wir dann wieder zuhause.

Der Abstecher in den polaren Winter hat uns gut gefallen. Wir haben viel von der herrlichen Winterlandschaft gesehen und auch mit der Sonnenfinsternis und dem Nordlicht hat es wie erhofft geklappt – was wollen wir mehr? Vom Winter haben wir jetzt aber endgültig genug und sehnen jetzt den Frühling herbei.

 
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